Frequently Asked Questions

Voice (Stimme) Dialogue (Dialog) kommt aus dem Englischen und ist eine Methode, die von zwei Psychologen Dr. Hal Stone und Dr. Sidra Stone entwickelt wurde. Der Ansatz kann zu verschiedenen Zwecken eingesetzt werden, z.B. in der Persönlichkeitsentwicklung, zur Selbsterkenntnis, Bewusstseinsarbeit in Therapie, Coaching, Beratung und Lehre aller Art.

Kurz gefasst beschreibt Voice Dialogue unter anderem den inneren Dialog, den wir häufig führen, aber auch den Dialog, in den wir mit anderen treten können, und einen praktischen Weg den inneren Persönlichkeitsanteilen (Stimmen) Gehör zu verschaffen. Besonders wirkungsvoll gelingt dies, wenn ein Begleiter (Facilitator) als eine Art Moderator den Prozess unterstützt und hilft, diesen Dialog transparent und bewusst zu machen. Es ist vergleichbar mit dem positiven Effekt Gedankengänge laut auszusprechen, um mehr Klarheit zu gewinnen. In Voice Dialogue führt der Begleiter darüber hinaus eine Unterhaltung mit den verschiedenen Anteilen oder Selbsten, um dem Anwender (Klienten) mehr Kontakt, Einsichten und Akzeptanz in Bezug auf die Stimmen zu ermöglichen.

In der Arbeit wird schnell deutlich, dass Selbste, manchmal Stimmen genannt, ihren Ursprung vieler Vorgänge in unserer Psyche haben. Gefühle, Gedanken, Verhalten sind Aspekte, die wir in uns abgespeichert haben und schnell erspüren und beobachten, beschreiben und reflektieren können. Andere Eindrücke sind manchmal schwerer zu erkennen und einzuordnen. Körpersymptome, diffuse Spannungen, intuitive Impulse oder energetische Zustände wie Unruhe können Erinnerungen oder gespeicherte Informationen sein, deren konkreter Zusammenhang sich erst behutsam erschließen lässt. Sie lassen sich weniger als „Text“ oder innere Stimme wahrnehmen und werden oft übersehen, oder besser überspürt, sogar ignoriert, missinterpretiert, ja bisweilen aktiv unterdrückt. Wenn solche Kräfte in uns wirken, können sie uns verunsichern oder ängstigen. Wir sagen manchmal: „Das ist mir selber fremd.“ Im Dialog mit diesen „Realitäten unserer Psyche“ können wir viel über sie erfahren. Alles, was sich zeigt, ist zunächst willkommen und wird wertfrei betrachtet. Aus diesem Grund lassen sich viele Begriffe verwenden, die den verschiedenen Erscheinungsformen in uns besser gerecht werden: Selbst, Anteil, Teil, Teilpersönlichkeit, Stimme, Energie, Instanz, Kraft, Strömung u.s.w.

Überraschend ist hierbei die Unterschiedlichkeit dieser Anteile in uns, die sich in einer Sitzung wertfrei erspüren und erfahren lassen, um eine andere Qualität von Bezug oder bewusster Beziehung zu den Anteilen zu gestalten.

Voice Dialogue ist kein Novum, sondern schon seit vielen Jahren in vielen Ländern populär. Seit 1972 arbeiten die Entwickler Drs. Hal & Sidra Stone (USA) an und mit dem Konzept.

Warum Voice Dialogue als Methode in Deutschland schwer Fuss fasst, liegt wohl daran, dass sie den Ausführenden weder formal strikte Regeln vorschreibt, noch an eine Leitfigur geknüpft ist, die die Anwendungsweise streng bestimmt. Möglicherweise ist die fehlende Zertifizierung für (potentielle) Anwender und Klienten oder Begleiter (Facilitator) verwirrend und es wird der Methode mangelnde Seriosität oder Professionalität zugesprochen. Ein weiterer Grund könnte sein, dass sich bislang in Deutschland wenige Menschen offen dazu bekennen, dass Sie sich weiterentwickeln (wollen) oder Hilfe annehmen. Mit der Verbreitung von Coaching beginnt sich die allgemeine Akzeptanz zu verbessern. Auch der Aspekt selbst für die Sitzungen zu zahlen, d.h. selbstverständlich und regelmäßig in sich zu investieren scheint (noch) nicht für sehr viele reizvoll zu sein.

Die als Begleiter (Facilitator) benötigte Investition in den eigenen Entwicklungsprozess könnte für jemanden, der „schnell ein Tool oder Verfahren lernen“ möchte als wenig erfolgsversprechend erscheinen. Zudem gehört Voice Dialogue nicht zu den Ansätzen, die eine schnelle Lösung, eine garantierten Erfolg oder Heilung verspricht. Für ungeduldige Menschen wird der Ansatz nicht attraktiv genug sein, um sich als Massenphänomen durchzusetzen.

Grundsätzlich kann jeder Voice Dialogue nutzen, unabhängig von Alter, Lebenserfahrung oder Lebenssituation. Wichtig ist, dass ein lebendiges Interesse an Reflektion, Lernen und Selbstverantwortung vorhanden ist. Die Methode erhebt nicht den Anspruch für jeden passend zu sein. Vielmehr liegt es in der Verantwortung der Interessierten auf ihre Intuition zu achten und zu prüfen, ob ihnen das Konzept generell liegt. Wer sich nicht sicher ist, ob Voice Diaogue für einen interessant oder passend ist, sollte sich in einem persönlichen Gespräch oder einer Kennenlernsitzung einen eigenen Eindruck verschaffen.

Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist unter Umständen in abgewandelter Form angeraten.

Menschen in einer psychotischen Phase, unter Drogen- oder Alkoholeinfluß und unter Einnahme bestimmter Psychopharmaka ist dringend geraten dieses einem Begleiter (Facilitator) gegenüber transparent zu machen um dann zu entscheiden, ob eine Arbeit mit Voice Dialogue möglich ist, bzw. andere Maßnahmen sinnvoller sind.

Voice Dialogue wurde von den Psychologen Drs. Hal & Sidra Stone (USA) entwickelt. Das Ehepaar Stone arbeitet seit 1972 an und mit der Methode. Die promovierten Psychologen hatten jeweils eine eigene therapeutische Karriere, bis sie sich kennen lernten und ein Paar wurden.

Sie gaben Ihr Wissen kontinuierlich in Seminaren und diversen Medien (Bücher, CDs, DVDs und online) weiter. Seit 2012 geben sie keine Seminare mehr, schreiben aber immer noch Artikel und produzieren anderes Material. Mehr…

Ja. Die Entwickler sind sehr bestrebt, dass die Begleiter (Facilitator) Voice Dialogue mit viel Verantwortungsgefühl und Professionalität anwenden. Sie sollten selbst langjährige, persönliche praktische Erfahrung mit dem System haben und mehrere Jahre in einem Feld gearbeitet haben, das sich mit Persönlichkeitsentwicklung, Psychologie oder Therapie beschäftigt. Strenge Richtlinien gibt es dazu nicht; dennoch empfehlen die Entwickler und Ausbilder erst mit einer gewissen Reife und Lebenserfahrung als professioneller Begleiter professionell offiziell in Erscheinung zu treten. Die Voice Dialogue Gemeinschaft hat sich auf eine Basis ethischer Richtlinien und Kriterien verständigt, die sie in einer Internationalen Vereinbarung, IDVA formuliert haben.

Um der Methode ihre Lebendigkeit, Freiheit und Einzigartigkeit nicht zu nehmen, haben Hal und Sidra Stone es nicht weiter angestrebt, sie wissenschaftlich, nach entsprechenden Kriterien, untersuchen und belegen zu lassen und auch nicht zu zertifizieren.

Der Begriff kommt auf dem Englischen und bedeutet Unterstützer, Vermittler, Moderator oder auch Schulungsleiter. In vielen Übersetzungen wurde vielfach der Begriff Begleiter verwendet. Dies kommt dem Selbstverständnis dieser Tätigkeit sehr nahe. Ich habe mich entschlossen in meiner Arbeit die Bezeichnung aus dem Englischen zu übernehmen und sie auch mit dem Selbstverständnis dieser Aufgabe zu verknüpfen. Jeder Anwender von Voice Dialogue mag sich dann selbst auch Voice Dialogue Facilitator, Therapeut, Coach, Berater, Begleiter oder anders titulieren. Es gibt hier keinen Schutz einer Berufsbezeichnung.

Es ist wichtig zu verstehen, dass das Selbstverständnis des Facilitators von Wertschätzung, Nicht-Wertung und Akzeptanz der Anteile geprägt ist.

Menschen, die aus bestimmten Schulen kommen, z.B. Coaches, Therapeuten, Berater sind aufgefordert zunächst das System von Voice Dialogue intensiv praktisch zu studieren und ihre Haltung als Facilitator mit der vorhandenen eigenen beruflichen Haltung konstruktiv zu überprüfen.

Da Voice Dialogue durchaus mit anderen Methoden kompatibel ist, muss ein Facilitator sich bewusst sein, dass zunächst die Aufgabe primär die Begleitung ist.

Die Lösung, die Intervention, die Veränderung sind sekundäre Schritte.

WIE ein Facilitator begleitet ist unter anderem eine besondere Leistung, die sehr viel Übung und Fingerspitzengefühl erfordert, besonders auch im non-verbalen und energetischen Kontakt. Die beschriebene „Neutralität“ oder Wertfreiheit im Prozess wird durch verschiedene Aspekte definiert, wobei eine tiefe Kenntnis der eigenen Möglichkeiten sowie Begrenzungen eine unabdingbare Schlüsselfähigkeit darstellt. Dies kann nie durch mentales Verstehen erreicht oder ersetzt werden.

Der Fascilitator muss seinen eigenen Prozess des bewussten Ichs (Aware Ego Prozess) halten und einen für den Klienten halten und ggf. unterstützen. Es wird selbst in der gerafften Erläuterung deutlich, dass es sich bei der Arbeit des Begleiters nicht lediglich um ein schnell erlernbares „Frage-Antwort“ Prinzip handelt, sondern eine komplexe Angelegenheit darstellt.

Die Methode ist in sich logisch und wirkungsvoll und sicher, wenn sich die Anwender mit Bedacht und Klarheit ihrer bedienen. Aber die Methode allein ist nicht der Schlüssel. Jeder Facilitator kann nur so gut begleiten, wie seine eigene Entwicklungstiefe und Reife reicht. Seine Person und Persönlichkeitsanteile, seine Lebenserfahrungen und Auseinandersetzungen mit sich selbst, beeinflussen den Begleitungsprozess. Sie sind das Fundament, auf das der Klient letztendlich sein Vertrauen in die Zusammenarbeit setzt. So ist es ganz besonders für die Arbeit mit Voice Dialogue wichtig, dass der Facilitator seinen eigenen Prozess intensiv weiter betreiben und ernst nimmt, was der Kern dieser Arbeit ist: der Aware Ego Prozess (Bewusstes Ich Prozess).

Er sollte offen darüber sprechen wie intensiv er seinen eigenen Prozess betreibt, indem er

  • Transparenz übt über Voice-Dialogue-Ausbildungen und -Fortbildungen sowie über den beruflichen Hintergrund
  • Mindestens eine intensive Voice-Dialogue-Grundausbildung hat und einen persönlichen Aware Ego Prozess über mindestens ein Jahr – regelmäßig verschiedene Workshops, Supervision besucht hat und sein persönlicher Prozess über mindestens zwei Jahre andauert
  • Regelmäßige Sitzungen bei Voice-Dialogue-Kollegen/innen oder -Lehrern/innen, um das eigene Bewusste Ich (Aware Ego Prozess) kontinuierlich weiterzuentwickeln
  • Regelmäßige Fortbildungen besucht und/oder regelmäßige Supervision und Mentoring durch Voice-Dialogue-Lehrerinnen und –Lehrer erhält
  • Ethischen Richtlinien anerkennt
  • Kenntnis von der Internationalen Voice Dialogue Vereinbarung IVDA hat sowie Unterstützung der Diskussion um Qualität innerhalb der Voice-Dialogue-Community bietet
  • vorhandenes Netzwerk zu anderen Kollegen/innen aufbaut und pflegt

Letztendlich sollte der Suchende auch auf seine Intuition hören.

Fragen Sie sich:

Fühle ich mich sicher? Fühle ich mich gut aufgehoben? Habe ich den Eindruck, dass der Facilitator mich akzeptiert, so wie ich bin? Versucht er mich ungefragt zu beraten oder mir Vorschläge zu machen, die mir missfallen?

Sollten Sie zweifeln, sprechen Sie dies an – ein offener Facilitator wird sich bereitwillig und konstruktiv damit auseinandersetzen.

Wenn Sie sich nicht sicher fühlen – bitten Sie um eine Empfehlung eines Kollegen.

Oder gehen Sie. Vertrauen lässt sich nicht herbeireden, es muss empfunden werden.

Letztendlich sind Sie verantwortlich für das, was Ihnen wohltut.

In der Literatur älteren Datums finden wir immer wieder den Begriff „Psychologie der Selbste“. Mittlerweile haben die Entwickler durch die Weiterentwicklung ihres Ansatzes diesen Begriff umgeformt in „Psychologie des Bewussten Ichs“.

An dieser Stelle zeigt sich, das der Aware Ego Prozess (Aware Ego Process, abgekürzt AEP) oder der „Prozess des Bewussten Ich “ das tatsächliche Kernelement beschreibt, welches Voice Dialogue von anderer Anteilsarbeit unterscheidet.

Leider wurde in der deutschen Übersetzung oft die Formulierung „Das Bewusste Ich“ gewählt, was den missverständlichen Gedanken nahelegt, es handle sich um eine überordnete Instanz, die regelnd und regulierend eingriffe. Dies ist nicht ganz der Fall. Gerade der Begriff „ich“ ist hier irreführend, denn es handelt sich tatsächlich um eine permanente dynamische Abfolge und Überlagerung verschiedenster Erkenntnisprozesse.

Es ist kein statischer Zustand! Er ist nicht greifbar, nicht fixierbar und kann wieder verloren gehen, wenn er nicht aktiv betrieben wird.

Das Arbeiten mit Persönlichkeitsanteilen scheint oberflächlich betrachtet der Hauptanteil der Erfahrung in Sitzungen zu sein. Aber die Integration in den Alltag ist die große Transferleistung, die deutlich macht, dass dieser Prozess nicht endgültig abschließbar ist. Für manche ist die Aussicht „niemals fertig zu sein“ entmutigend, erschreckend oder frustrierend. Andere sehen darin die Chance sich selbst unentwegt neu zu entdecken, sich neu zu erfinden, altes loszulassen oder annehmen zu lernen. Es weckt ihren Abenteuergeist, weil sie eventuell „auf dem Weg sein“ interessanter finden, als „anzukommen“. In beiden Fällen erkennen wir bereits Vorlieben – und die ihm innenwohnende Dynamik. Durch den Aware Ego Prozess gibt es die Möglichkeit, bewusst und willentlich Abstand von der lieb gewordenen Verhaltens- oder Denkweise zu nehmen und auch für die andere Möglichkeit etwas Platz im Leben zu machen. Dieser Prozess ermöglicht es uns erst eine dritte Sichtweise zu erfahren, die teilweise überraschende Informationen für uns bereithält und neue Dimensionen unserer Innenwelt eröffnet. Der Aware Ego Prozess hilft uns lebendig zu bleiben und flexibel zu sein, für welche Herausforderungen und Begegnungen auch immer, die das Leben uns präsentiert. Dennoch ist die Erkenntnis sehr flüchtig und nicht immer dauerhaft festhaltbar.

(…) „Wir erkannten immer mehr, dass der Kern der Arbeit nicht im Sprechen mit den Selbsten bestand. Das war wichtig, aber nicht so sehr wie die Entwicklung eines Bewussten-Ich-Prozesses. Dies war wirklich der Schlüssel zu der Art von Veränderungen, die wir suchten.“ Wir sahen, dass Menschen ewig mit Selbsten arbeiten konnten, aber solange es keine echte Lösung und Disidentifikation vom Hauptselbst gab, gingen Veränderungen leicht wieder verloren.“

(s.18ff aus: „Die Grundelemente von Voice Dialogue“)

Bei alldem stellt sich jeder die Frage: wer oder was ist es, dass dieses Spektrum von Erfahrungen und Erkenntnisse letztendlich auswertet, integriert oder neue Verhaltensweisen ausprobiert? Ist dies auch ein Selbst? Nein! Es gibt kein WER. Dies stellt uns vor die Aufgabe einen Paradigmenwechsel vorzunehmen:

denn genau an dieser Stelle wird es sehr schwierig einen sehr fließenden Erfahrungsraum zu beschreiben, der entweder sehr abstrakt oder fantastisch anmutet. Mit folgenden drei Aspekten lassen sich diese gleichzeitig stattfindende Dimensionen von Erkenntnisprozess darstellen.

Der Aware Ego Prozess besteht aus drei Elementen:

Gewahrsein (awareness), welches neutral und ohne Wertung stattfindet.

Hier gibt es Überschneidungen zu anderen Ansätzen des wertfreien Beobachtens, ohne zu interpretieren oder reagieren zu müssen. Absichtslose Aufmerksamkeit wäre auch eine passende Umschreibung.

Erfahrung (experience) der Selbste (Energien) in unserer Psyche.

Das Erkennen ihrer ganzen Dimension und Auflösung der Identifikation mit diesen Anteilen, woraus ein neuer Bezug zu diesen Selbsten entsteht (Akzeptanz, dann Integration auf lange Sicht). In der Literatur heißt es „embracing our selves“ = umarmen unserer Selbste – dies ist ein treffendes Sinnbild dafür. Es geht auch um die Entwicklung einer neuen Haltung zu den Anteilen bis hin zur bewussten internen Beziehung zu einem vormals abgelehnten oder überhöhten Selbst.

Handeln (action) aus der erstandenen Erkenntnis. Der neu gewonnene Freiraum gibt uns Alternativen, die wir im Alltag einbringen können. Wir verzichten automatisch zu handeln. Es bedeutet aber auch neue Erfahrungen zu riskieren, die nicht unmittelbar mit Erfolgserlebnissen belohnt werden.

Der Aware Ego Prozess ist eine Schlüsselstelle, an der sich dieser Erkenntnisgewinn über uns selber mehrt. Eine Art innerer Lehr-Raum entsteht, der nicht mit einem Selbst verwechselt werden soll. Ego ist hier nicht zu verwechseln mit Self! Im Deutschen besteht ebenso der sprachliche Unterschied zwischen Ich und Selbst.

Diesen Raum in sich aufzusuchen benötigt viel Übung und es ist sehr natürlich, dass wir uns in unseren Lebenssituationen immer wieder in einem Selbst wiederfinden und diesen Raum „verlieren“.

Sehr erfahrene Begleiter (Facilitator) können in den Sitzungen diesen Raum für den Klienten mithalten und so deren Erlebnis- und Erkenntnisprozess stützen. Aus diesem Grund ist es immanent, dass der Begleiter kontinuierlich an seinem eigenen Prozess interessiert ist und aktiv betreibt und übt.

Hal und Sidra Stone beschreiben dies so:

„(…) wenn wir davon überzeugt sind, dass wir von einem Bewussten Ich aus operieren, wir dies nicht tun. Wir sind höchstwahrscheinlich identifiziert mit einem spirituellen Selbst, einem rationalen Verstand oder einem kontrollierenden Selbst. All diesen ist ein Gefühl von Gewissheit gemeinsam, und sie verkleiden sich gerne als Bewusstes Ich.“

(s.18ff aus: „Die Grundelemente von Voice Dialogue“)

Wir können zeitlich unterschiedliche Momente beschreiben:

Die kurzfristigen können in einer Sitzung entstehen wie ein AHA! Sie kommt häufig mit einem starken Empfinden von Erleichterung, Rührung oder Annahme & Liebe für die eigenen Anteile, sogar für die abgelehnten Aspekte oder ein tiefes Bedauern um ein bestimmtes Versäumnis.

Mittelfristige Veränderungen entstehen in Situationen, die wir plötzlich neu gestalten, unser Verhalten ändern können, andere Selbste beteiligt sein lassen können. Aus dem automatischen agieren und reagieren aussteigen. Oder es aushalten können, nicht sofort zu wissen, was zu fühlen zu denken oder zu tun ist. Dieser leicht unklare Moment in dem alles Möglich ist und nicht wichtiger als das andere erscheint, lässt uns eine besondere Freiheit spüren, von der aus andere Lösungen für bekannte Situationen entstehen können.

Die langfristige Entwicklung wird spürbar und auch erlebbar für andere, wenn diese Arbeit kontinuierlich fortgeführt wird. Wir bekommen Rückmeldung – positiv wie kritisch, dass wir uns verändert haben. Manche wünschen sich unseren alten Zustand zurück, andere begrüßen unsere neuen Qualitäten oder nehmen einen neuen Wesenszug, etc. in uns wahr.

Wenn wir annehmen, dass all diese Elemente sich zu unterschiedlichen Lagen zusammenfügen, wie ein dynamisches Gewebe, das an verschiedenen Stellen unterschiedlich stark und unterschiedlich bewusst ist und sich immer wieder neu übereinander lagern kann, wird schnell klar, dass wir von einem Prozess sprechen und keinem „Zustand“ – in diesem Fall können wir sagen:

Der Zustand ist BEWEGUNG.

 

Hat Voice Dialogue mit dem „Inneren Team“ zu tun? (bekannt auch durch F. Schulz von Thun siehe seine Veröffentlichung „Miteinander reden“)

Hier gibt es tatsächlich viele Parallelen. Die Grundidee von inneren (teilweise widerstrebenden) Persönlichkeitsanteilen ist durchaus vergleichbar. Voice Dialogue leistet darüber hinaus die Möglichkeit sein inneres Team und viel Aspekte darüber hinaus sehr praktisch, sinnlich und energetisch zu erfahren. Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal ist der beschriebene Bewusste Ich Prozess (Aware Ego Process), der nicht einer Kontrollinstanz im herkömmlichen Verständnis entspricht. In diesem Zusammenhang meint ICH nicht ein Selbst (weitere Erläuterungen siehe Aware Ego Process). Ein weiterer Aspekt ist die Dimension in unserer Psyche, die über das Handeln und Bewältigen von Leben hinausgeht, also jenseits der persönlichkeitsgetriebenen Belange. Themen wie Sinngebung und Sinnfindung und die Arbeit mit archetypischen oder kollektiven Aspekten beschreibt das Modell als transpersonale Dimension in unserer Psyche.

Wir haben bewusst den Begriff Session gewählt, um ein anderes Verständnis in der Zusammenarbeit von Klient und Facilitator, soll heißen Interessent und Begleiter, zu beschreiben. Die Arbeit mit Voice Dialogue besteht eher aus einem prozesshaften und kooperativen Miteinander, als aus einer klar festgelegten Vorgehensweise mit definierten Zielen bzw. Lösungsverfahren. Die Lösung präsentiert sich während der Arbeit und wird flexibel gehandhabt. Mehr über den Ablauf einer Session erfahren Sie hier.

Dafür gibt es keine einheitliche Empfehlung. Der Anwender selbst behält in jeder Phase der Arbeit die Kontrolle über das Geschehen und entscheidet auch über die Anzahl der Sitzungen. Oft reichen recht wenige Sitzungen, um zu ermitteln, ob und wie Voice Dialogue ein passender Ansatz ist. So ist es in der Arbeit mit dem Voice Dialogue Konzept möglich, unmittelbar und schnell Kernthemen herauszuarbeiten, ohne viele Sitzungen machen „zu müssen“.

Zudem ist es anhängig davon, zu welchem Zweck Voice Dialogue eingesetzt wird. Ist jemand an einer intensiven Selbsterforschung interessiert, kann er viele Sitzungen nehmen, die Abstände werden individuell gewählt. Es gibt monatliche oder sporadische Sitzungen. Manchmal bietet sich eine kurze Folge von Sitzungen an, um danach die Abstände zu vergrößern. Generell entscheidet der Anwender welche Häufigkeit sinnvoll erscheint. Es gibt Klienten, die langfristige Prozesse mögen und sich mehrere Monate, auch Jahre für sich Zeit nehmen.

Es gibt verschiedene Modalitäten. In der Regel dauert eine Sitzung je nach Intensität, Komplexität und Absprache zwischen Anwender und Begleiter zwischen 90 und 120 Minuten. In einer Paarsession kann es auch sinnvoll sein so lange zu arbeiten, bis ein Thema erschöpfend betrachtet wurde; dann kann es auch länger dauern – jedoch stets mit dem Einvernehmen aller Beteiligten und bei voller Transparenz über die Vergütung.

Nein. Das Konzept der inneren Stimmen bezieht sich auf den „normalen“, gesunden Menschen. Auch wenn der Gedanke, dass wir unterschiedliche Anteile in uns tragen, für manche ungewohnt erscheint, hat das nichts mit den oben genannten Erkrankungen zu tun. Die Arbeit mit den inneren Anteilen ist ein transparenter und bewusster Vorgang. Der Klient hat stets die Kontrolle über das Geschehen. Das ist bei einem Menschen mit einer psychischen Krankheit deutlich anders.

Die Antwort ist ein klares JEIN. Einerseits ist es möglich nach einer Erfahrung mit einer Sitzung weiter an sich selbst zu arbeiten, das geht auch mit Hilfe anderer Techniken – die allerdings kein Ersatz für eine Sitzung darstellt, sondern eher als ergänzende Maßnahme dient.

Hierzu ein etwas provokatives Beispiel: Zu einem gewissen Grad kann man auch sich selbst massieren. Allerdings wird, um im Bild zu bleiben, schnell deutlich, dass bestimmte Bereiche ohne einen Griff von außen nicht wirksam bearbeitet werden können. So braucht es einen Begleiter (Facilitator), der besonders im Prozess der Disidentifikation Unterstützung bietet, da sonst die Wahrscheinlichkeit sehr groß ist, dass der Anwender in sein altes Muster zurückfällt und dies möglicherweise nicht einmal bemerkt.

Dennoch ist es möglich ab einer mehrjährigen Erfahrung mit Sitzungen spielerisch Qualitäten in sich wahrzunehmen und zu explorieren. Einen Ersatz für eine lebendige durch den Aware Ego Prozess geleitete Sitzung gibt es nicht.

In einer Welt von Rechtsuneinigkeiten und Lizenzen erscheint es ungewöhnlich auf eine Zertifizierung von so einer wirkungsstarken Methode zu verzichten. Es zeugt nicht von Naivität, sondern der Kraft einer bewussten Entscheidung, die die Tragweite der innewohnenden Philosophie ernst nimmt und konsequent auch rechtlich auszudrückt.

Dazu eine offizielle Stellungnahme von Hal & Sidra Stone:

„Über Jahre wurden wir angespornt Voice Dialogue rechtlich zu schützen und Voice Dialogue Facilitators und Ausbilder zu zertifizieren. Wir empfinden, dass unsere Arbeit allen gehört: sie ist für uns ein Geschenk, dass wir weitergeben. Wir freuen uns unser Wissen mit denen zu teilen, die zu uns kommen um mit uns zu lernen, und wir freuen uns für sie, wenn sie es anwenden, kreativ damit umgehen und weitergeben. Im Bezug auf Zertifizierung ist es unmöglich einen Aware Ego Prozess zu zertifizieren. Für uns, als „diejenigen“ die Sitzungen geben oder lehren, ist es noch viel wichtiger als der Inhalt oder die Form, ist für uns, was gelehrt wird. Die besten Facilitator sind jene, die nicht stehen geblieben sind oder sich festhalten an etwas das vor langer Zeit gelernt wurde, sondern die ihren eigenen evolutionären Entwicklungsprozess fortgeführt haben; sie studieren und arbeiten mit anderen weiter, nehmen Sitzungen und arbeiten mit ihren Träumen.“

Und wir haben zwei sehr wichtige Standpunkte eingenommen:

Als Urheber haben wir Voice Dialogue niemals rechtlich schützen lassen. Niemand hat Exklusivrechte daran.

Als Urheber von Voice Dialogue unterstützen wir keinerlei Zertifikation, noch haben wir jemals jemanden zertifiziert.

Daher gibt es, soweit es uns betrifft, keinen zertifizierten Voice Dialogue Facilitator oder Ausbilder oder Trainer, der berechtigt ist, andere zu zertifizieren.“

Qualitätsmanagement ist an der Stelle eine große Herausforderung. Aus diesem Grund hat sich eine Gruppe von Senior Voice Dialogue Experten zur Aufgabe gemacht ethische Richtlinien und ein Übereinkommen zu formulieren, die größtmögliche Transparenz für Klienten, Facilitator und Ausbilder bieten: Eine deutsche Übersetzung ist in Arbeit und unter folgender Adresse online:

Siehe IDVA (http://www.ivda.info/)

Wurde Ihre Frage hier nicht beantwortet? Bitte zögern Sie nicht, mir zu schreiben!